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Stille Wasser | Gina im Porträt

Wer Gina kennenlernen möchte, der muss sich Zeit nehmen. Sie gehört zu jenen stillen Gewässern, deren tiefer Grund die Schätze verbergen. Doch es lohnt sich nach ihren Geschichten zu tauchen.

Noch hat sie nicht viel von der Welt gesehen. Die 19-Jährige ist gebürtige Berlinerin und könnte trotzdem keinem Touristen hippe Szenecafés oder coole Veranstaltungen empfehlen. Am Rande der Hauptstadt lebt sie mit Hund und Katze im Elternhaus. Erst zum Ende ihrer Teenagerjahre ging es auf Stippvisite in den Trubel des Zentrums. Während nun ihre Kommilitonen die Stadt zum studentischen Mekka erklären, sich von den Möglichkeiten überwältigen und in die Nächte treiben lassen, genießt sie das vertraute Familienleben in Pankow.


Die junge Studentin hält sich lieber im Hintergrund. Sie ist ein Schattengewächs, das nicht für die Aufmerksamkeit blüht. So bleibt sie ihrem Wesen auch in Stilfragen treu. Schlichter Pullover und eine Hose, die gerade griffbereit lag. Ihre kleinen Highlights setzt sie mit großen Ohrringen oder mit einem farbigen Akzent. Dass sie mal Modejournalismus studieren würde, hätte sie vor einigen Monaten auch noch nicht gedacht. Wäre es nach ihrer Familie gegangen, hätte sie im August die Ausbildung zur Hotelkauffrau angetreten.

Der Instinkt entschied, es bleiben zu lassen und das Bauchgefühl wählte die Bewerbung für die Akademie für Mode & Design. „Noch ist es eine ganz neue Welt, von der ich mehr und mehr begeistert bin. Von PR und Modegeschichte kann ich gar nicht genug bekommen.“ Was als impulsive Entscheidung begann, reift nun zu einer Zukunftsperspektive heran.

Begonnen hatte es mit einem Streifzug durch das Netz, der sie zur Webseite der AMD führte. Die vielen Möglichkeiten der kreativen Auslebung bewegten sie letztendlich zum spontanen Klick auf „Jetzt bewerben“.


Denn die sonst so zurückhaltende Berlinerin ist leicht entflammbar. Wenn sie ein neues Projekt findet, brennt sie dafür. Das gilt für das Studium wie für Hobbys. „Ich behalte meine Talente gern erstmal für mich. Und dann kommen sie zum Vorschein, wenn keiner damit rechnet.“ So streut sie eher beiläufig ein, dass sie singt und dazu Ukulele spielt und alles mal eben auf einem YouTube-Kanal veröffentlicht. Oder dass sie Anfang des Jahres allein nach Seoul geflogen ist, einfach so. Die unendlichen Weiten des Internets geben ihr dabei meist den Anstoß. Ginas virtueller Weg führte sie nach Asien, vor allem Korea. Fasziniert von K-Pop, den Speisen, den neuartigen Beauty-Produkten und der Mode begann sie eine völlig neue Kultur zu entdecken, ohne die heimeligen vier Wände verlassen zu müssen. Schließlich fand sie über die Plattform Interpals treue Brieffreunde aus Korea und lernte sogar erste Brocken der Sprache.


Von Zeit zu Zeit ertappte sie sich beim Checken von Flügen, bis es irgendwann zum entscheidenden Klick auf „Jetzt buchen“ kam. Ohne jemals zuvor Europa verlassen zu haben, ging es für eine Woche in die riesige Metropole Seoul. Dort traf sie ihre Interpals-Freunde, um koreanisches Barbecue zu probieren, Karaoke-Bars unsicher zu machen und auch einige Gläser hochprozentigen Soju zu kippen.

Wenn sie nach Wünschen für die Zukunft gefragt wird, zuckt sie meist mit den Schultern. Sie lässt das Schicksal entscheiden und wählt ein Leben im Hier und Jetzt. Bis Google neue Ideen serviert.

 

Dieser Text entstand in meinem Journalismus-Kurs an der AMD. Gina ist meine Kommilitonin und hat sich netterweise mit der Online-Veröffentlichung einverstanden erklärt.

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