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Die Optimistin | Greta im Porträt

Es fällt nicht schwer, mit Greta ins Gespräch zu kommen. Sie gehört zu den Menschen, denen man schnell sein Herz schenkt oder auch ausschüttet. Doch die 19-Jährige kann nicht nur zuhören, sondern hat mindestens genauso viel zu erzählen.

Ein Einblick in das bunte Leben der Nachwuchs-Journalistin.

Viele ihrer Eindrücke und Geschichten kommen aus ihrer Zeit im Ausland. Nach dem Abitur ging es los in die lang ersehnte weite Welt. Aus einem kleinen Ort in Hessen flog Greta zunächst für einen Englisch-Kurs nach Amerika und zwei Monate später weiter nach Costa Rica. Mit jeder Menge Abenteuerlust im Gepäck besuchte sie eine Spanisch-Schule in der Küstenstadt Jacó, reiste mit neuen Freunden durch das Land und arbeitete in einem Yoga-Resort gegen Kost und Logis. Vollkommen erfüllt vom süßen Leben am Pazifik wurden letztendlich acht Monate daraus und die schönste Zeit ihres bisherigen Lebens.


Die landestypische Lebensfreude hat Greta beibehalten und sich prompt ins nächste Abenteuer gestürzt. Dieses Mal nicht in Form von fernen Ländern und Kulturen, sondern der Herausforderung, die eigene Leidenschaft zum Beruf zu machen. Mit einer gesunden Portion Selbstvertrauen wagte sie den Umzug nach Berlin, um Modejournalismus zu studieren. Ursprünglich kommt sie aus dem kleinen Nauheim. Ein Ort, wo man die Nachbarn kennt. Ein ruhiges Fleckchen, wo noch gegrüßt, vielleicht auch mal über Gartenzäune hinweg gequatscht wird. Und nun die große Hauptstadt, die doch so sehr für die toxische Anonymität steht. Doch die hessische Frohnatur lässt sich auch davon nicht beirren, streift mittlerweile gern durch die Berliner Straßen und lässt sich von der städtischen Vielfalt inspirieren.


Das Erlebte verarbeitet sie dabei auf ganz unterschiedliche Weise. Mal schreibt sie, dichtet oder greift zur Kamera. Vor einigen Jahren kam sie durch ihre Mutter zur analogen Fotografie. Kurzerhand kaufte sie eine Einwegkamera im Drogeriemarkt und begann, besondere Momente, Feste und Erinnerungen damit einzufangen. „Es ist so ein tolles Gefühl, diese Bilder Wochen später in den Händen zu halten und den Moment nochmal zu erleben“, erklärt sie.


Ihr Zugang zur Welt des Schreibens war jedoch digitaler Natur. Als Teil der Generation Z kostete sie schon früh von den kreativen Früchten des Worldwideweb. Und als 2000er Teenie, der etwas auf sich hielt, durfte eine One Direction Fanliebe natürlich auch nicht fehlen. Diese zwei Komponenten ergaben den perfekten Nährboden für seitenlange Fanfictions, die mit der Welt geteilt werden konnten. Als 13-jähriges Mädchen verbrachte Greta Stunden über Stunden am Computer und verlieh ihrer Fantasie Kapitel für Kapitel Ausdruck. Schlussendlich kamen fast 400 Seiten und 180.000 Leser zusammen. Heute ist es kein Genre mehr, das sie verfolgen würde, doch um die Ausdauer und Beharrlichkeit beneidet sie ihr jüngeres Ich manchmal.


Umso größer ist der Wunsch nach kreativem Ausdruck im Zusammenspiel mit Mode.

Dass sie ein Teil dieser Welt werden möchte, war Greta schon früh klar. Sie genießt es, sich von der Menge abzuheben, trug in der 4. Klasse stolz ihre Cowboystiefel, während andere Mädels die Nase rümpften. Ihre weniger modebewussten Klassenkameradinnen nennt sie auch liebevoll „die Pferdemädchen.“ Und wenn es fiese Kommentare gab? „Ich habe dasselbe am nächsten Tag wieder getragen. Dann erst recht“, erzählt sie mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Doch ihr Modebewusstsein geht über ein paar außergewöhnliche Schuhe hinaus. Ihr Faible für Nostalgisches zeigt sich auch in der Begeisterung für Modegeschichte, die Epochen und stilistischen Eigenheiten der Jahrzehnte. Die 50er Jahre begeisterten sie so sehr, dass diese auch zur Inspirationsquelle ihrer Fotostrecke für die Bewerbung an der Akademie wurden. Der gelungene Mix aus Zeitreise und Moderne stand dabei im Fokus.


So ist es auch nicht verwunderlich, dass ebenso Plattformen wie Instagram eine große Rolle spielen. „Oft bin ich bei dem Thema zwiegespalten. Einerseits liebe ich Social Media, um neue Denkanstöße zu bekommen, andererseits frage ich mich, ob wir nicht alle ein wenig individueller wären ohne den ständigen Vergleich.“ Dass die Grenze zwischen inspirieren und kopieren sehr schmal ist, zeigten Phänomene wie Kylie Jenner und Co, deren Schönheitsideale inflationär verbreitet und nachgeahmt würden. Eine Armee aus Botox-Lippen und falscher Wimpern geistert durch das Netz. Doch eine Greta Vieten lässt sich von Derartigem nicht beirren. Sie bleibt Verfechterin der Natürlichkeit und Authentizität. Mehr Mut zur Lücke wünscht sie sich für die Modewelt und geht dabei mit ansteckendem Optimismus voran.

 

Dieser Text entstand in meinem Modejournalismus-Kurs an der AMD. Greta ist meine Kommilitonin und hat sich netterweise mit der Online-Veröffentlichung einverstanden erklärt.

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